Es geht bei uns wohl nie ohne ein spannendes Hin- und Her bis zur Entscheidung am letzten Brett!

Unsere Ausgangslage war unverhofft günstig, das unser Gegner nur mit 7 Spielern antrat, also wir an Brett 8 (Georg Leibel) bereits mit 1:0 (+- -) zu Beginn des Wettkampfes in Führung gehen konnten.
Dann meldete mir Steffen an Brett 1 einen Sieg gegen Desider Schiesser, also schon 2:0. Kurz danach gab an Brett 5 mein Gegner Horst Steindl nach meinem 32. Zug und seinem Verlust eines Springers, eines Turms und von 3 Bauern gegen meinen Läufer auf. Er hatte noch 42 Minuten und ich 34 Minuten auf der Uhr und ich hatte eine aktive und erfolgversprechende Angriff-Stellung auf seinem Königsflügel. Also schon 3:0 für uns!

Aber dann ging es zunächst „bergab“: Sanyukt musste gegen Christian Müller an Brett 2 eine Niederlage einstecken, kurz danach auch Bernd gegen Michael Schaller an Brett 3, also nur noch 3:2 für uns!

Neben mir entwickelte sich ein heftiger Kampf zwischen Reinhard und Hakim Majid an Brett 6. Reinhard hatte einen erfolgversprechende Angriff, sein Gegner aber hatte einen Freibauern auf die 7. Linie vorgezogen und drohte ihn zur Dame umzuwandeln. Reinhard am Zug sah wohl keine Möglichkeit mehr, die Umwandlung zu verhindern und gab auf. Ich war geschockt, weil durch zwei aufeinanderfolgende Schachgebote Reinhard mit seinem weißen Turm auf die Linie des vorgerückten schwarzen Bauern gekommen wäre und diesen im 3. Zug hätte unbehindert schlagen könnten! Dann wäre sein Sieg mit zwei vorgerückten weißen Bauern auf dem Damenflügel kaum mehr zu verhindern gewesen. Schade, dass Reinhard zu früh aufgegeben hat, aber es kommt eben vor, dass man die Lösung einer schwierigen Stellung einfach nicht findet. Das ist mir letzte Woche bei der Vereinsmeisterschaft im Spiel gegen Gerhard Göttlicher (weiß) auch passiert und ich einigte mich mit ihm auf Remis, obwohl ich in meinem 38. Zug durch ein Schachgebot mit meinem weißen Läufer auf h 5 seinen König von g4 auf h3 hätte verdrängen und dann seinen weißen Läufer auf d 1 hätte abtauschen können. Nach T x L d1 hätte ich mit meinem König auf h 5 vorrücken können und dann mit meinen Bauern auf h6 und g5 durch g6 + seinen König auf die zweite Reihe (K g2 oder K h2) hätte abdrängen können. (Stellung nach dem 38. Zug von weiß (Th2d2): Kg4, f5, e4, Td3, Td2, Ld1, b3,a3; schwarz: K h6, h4, g5, f6, Le8, Td8, Td6, d4, b5, a5.) Hier wäre 38. .. Lh5+! der Schlüssel zum Sieg gewesen. Aber ich sah eben nicht den Vorteil durch den Abtausch der Läufer und anschließend Kh5! „Das ist eben Schachblindheit“.

Jedenfalls stand es jetzt nach 3:0 für uns nur noch 3:3 unentschieden!

Die Entscheidung musste somit an Brett 4 (Michael Knoop gegen Steffen Birkelbach) und an Brett 7 (Michael Wensky gegen Jürgen Mager) fallen.

Michael Knoop mit den weißen Steinen hatte eine kompakte Stellung seiner Figuren aufgebaut, aber Steffen Birkelbach beherrschte mit den schwarzen Steinen die Diagonale von a8 – h1 mit Da8, Lc6 und hatte dazu noch 2 Springer mit Sh4 und Sf4 in die Angriffsstellung auf die Bauernkette h2, g2,f2 gebracht. Beide Springer standen aber ungedeckt auf ihren Plätzen und die weiße Dame auf g3 griff beide Springer gleichzeitig an. Ich befürchtete schon das Schlimmste, aber irgendwie ging der Angriff von Steffen Birkelbach im Ergebnis schief und Michael erreichte eine Mehrfigur, so dass Steffen Birkelbach schließlich aufgab! Jetzt stand es 4:3 für uns!

An Brett 7 wogte der Kampf zwischen Michael Wensky (schwarz) und Jürgen Mager (weiß) hin und her. Michael hatte deutlich weniger Zeit auf der Uhr als sein Gegner und die Stellung war ausgeglichen und die möglichen Zugfolgen auf beiden Seiten sehr komplex. Trotzdem erreichte Michael Wensky die Zeitkontrolle beim 40. Zug mit noch 4 Sekunden auf der Uhr! Da war mir schon sehr heiß geworden! Ein Verlust aus Zeitgründen hätte uns den Sieg gekostet und nur ein 4:4 Endergebnis erbracht!

Nun standen Michael Wensky noch 30 Minuten für die Restpartie zur Verfügung, dem Gegner ungefähr das Doppelte. Mit bewundernswerter Konzentration und Kombinationsgabe meisterte Michael Wensky die Fortsetzung der Partie und hatte schließlich 2 Freibauern auf a3 und c2 mit dem König dazwischen auf der b-Linie (z.B. Kb2). Nun machte der Gegner mit seinem Turm ständig Schachgebote und wenn Michael hinter einem der Bauern mit Ka2 oder Kc1 verschwand, griff er mit dem Turm den ungedeckten anderen Bauern an. Der weiße König stand weit abseits und konnte in das Geschehen nicht mehr eingreifen.
Vor dieser Stellung hatte Michael seinen Turm gegen den Bauern auf h7 abgetauscht, um dessen Umwandlung zu verhindern.

Durch die Zugfolgen Schachgebot, Ausweichen des Königs hinter einen Bauern, Angriff des Turms auf den ungedeckten anderen Bauern, kam es zu Stellungswiderholungen, die zum Remis führten. Damit hatten wir durch den tollen Einsatz von Michael Wensky den Mannschaftssieg mit 4 1/2 : 3 1/2 erreicht!

Damit haben wir auch unsere Tabellenführung verteidigt! Ein wundervolles Gefühl! Danke an alle Spieler für ihren Einsatz!

Jetzt haben wir gerade 13 Tage zum Ausruhen und ich wünsche allen Spieler*innen unserer NT 7 ein erholsames, schönes und frohes Wochenende!

Helmut Schallok