• DM-U16-Mannschaft-2023-03
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Vielen Dank an Thomas Deschler

In der Zeit zwischen den Jahren fanden sich die Gewinnerteams der einzelnen Bundesländer am 26.12.2023 in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ein, um bei der Vereinsmeisterschaft um die Krone des Deutschen Schachsports zu wetteifern. Auch unsere "Königskinder" - Arne, Coco, Hugo und Stepan - waren aufgrund des in Regensburg gewonnenen Bayerischen Finales ebenfalls in Magdeburg dabei.

 

Nach einer knapp vierstündigen Anreise, Zimmerbezug in der Jugendherberge und einer Pizza im hauseigenen Speisesaal begann um 20 Uhr die Begrüßung im nur einen Steinwurf entfernten Maritim-Hotel, gleichzeitig auch die Spielstätte für die nächsten vier Tage.

 

Um 21 Uhr trafen sich noch die Mannschaftsbetreuer zur Besprechung - danach war der offizielle Teil für diesen Tag beendet.

Tags darauf wurde es endlich ernst: Um 8:30 Uhr trafen unsere auf Startplatz vier gesetzten Jungs auf die Nummer 14 der Setzliste (DWZ: 1776), nämlich auf SK Bebenhausen 1992. Dieser Gegner galt im Vorfeld nicht als Angstgegner, wobei Stepan und Coco dennoch nahezu fünf Stunden brauchten, um ihren Gegner letztendlich zu schlagen. Letztendlich gingen wir mit 3:1 vom Platz. Allerdings stellten wir unmissverständlich fest, dass auch ein vermeintlich schwächerer Kontrahent über ausgeprägte Schachkenntnisse verfügt - kein Wunder: haben wir es doch letztendlich mit der besten Mannschaft der jeweiligen Bundesländer zu tun.

Aufgrund der Länge der ersten Partie - um 13:15 Uhr fand das Gemetzel auf den Brettern endlich ein Ende - konnten unsere Spieler nicht mehr fundiert von Hermann auf den nächsten Gegner vorbereitet werden; eine solide Magenbefüllung zur Revitalisierung der physischen und psychischen Gesundheit war natürlich Pflicht.

Deshalb setzten sich unsere Jungs mehr oder weniger blank um 14:30 Uhr ans Brett, wo an der gegenüberliegenden Seite VfB Schach Leipzig, Nummer neun der Setzliste (DWZ: 1896), auf sie wartete.

Auch in Runde zwei mussten zwei unserer Spieler, erneut Stepan und Coco, viel Sitzfleisch beweisen. Im Verlauf der Partie war Hermann manchmal am Zweifeln, nach welcher Seite das Pendel letztendlich ausschlagen würde. Nichtsdestotrotz bewiesen unsere Jungs, dass sie nicht ohne Grund auf der Deutschen Vereinsmeisterschaft vertreten sind, und fegten die Auswahl aus Leipzig mit 3,5 : 0,5 vom Brett.

Nach diesem grandios verlaufenden ersten Tag war die Stimmung selbstredend positiv bis ausgelassen; als Pflichtprogramm des Abends stand natürlich eine fundierte Vorbereitung auf den kommenden Gegner an, wozu das Zimmer von Hermann und Thomas auserkoren wurde.

So gestählt trafen unsere viel Schach-Enthusiasten auf die Auswahl der starken Baden-Badener (Setzlistenplatz 3 - mit einer durchschnittlichen DWZ von 1990); nicht zuletzt aufgrund der guten Vorbereitung konnte auch diese Runde für Noris-Tarrasch als erfolgreich verbucht und zwei Mannschaftspunkte eingefahren werden, wobei Arne und Hugo ein Remis erzielten sowie Stepan und Coco den gegnerischen König mattsetzen konnten.

Nachdem nun auch dieser starke Gegner vernichtend geschlagen wurde, war die Freude in unserer Mannschaft selbstverständlich kaum zu zügeln: Wir hatten Tabellenplatz eins erreicht und thronten, zumindest für den Augenblick, im Olymp des Schachhimmels.

Nach der gewohnten Stärkung in der Jugendherberge, die übrigens ein solides Essensangebot zur Verfügung stellte, wurden die Vier noch kurz von Hermann auf den nächsten mächtigen Kontrahenten, nämlich SF Brackel 1930 (Setzlistenplatz vier, bei einer DWZ von 2005), eingestellt. Auch in dieser Partie erwies sich unser Brett vier, Coco, als wahrer Garant in Sachen Königsbezwinger und Mattsetzer. Während sich die drei ersten Bretter mit einem Remis zufriedengaben, angelte sich unser viertes Brett den Sieg, was diese Runde ebenfalls zu einem Erfolgserlebnis für Noris-Tarrasch werden ließ. Nebenbei verwunderte es Hermann, dass unser Gegner so schnell auf Remis spielte und anscheinend keine großen Ambitionen an den Tag legte, die Partien bis zum Ende durchzukneten. Letztendlich konnte es uns nur recht sein, und so verließ unsere Mannschaft mit 2,5:1,5 Brettpunkten den Platz.

Neben den überschwenglichen Gefühlen, die uns alle durchströmten, muss festgehalten werden, dass wohl ein Teil des bisher erlangten Erfolges auch darauf zurückzuführen war, dass Stepan, Arne, Hugo und Coco eine sehr harmonische Truppe darstellten, die im übertragenen Sinn mit Herz und Seele zusammenspielten und somit eine solide Einheit bildeten.

Langsam machte sich bei uns allen Feierlaune breit: konnte es tatsächlich sein, dass wir am Ende auf dem Siegertreppchen ganz oben stehen werden?

Noch galt es allerdings, drei Runden zu überstehen, und der auf Setzlistenplatz eins gesetzte Gegner (SK Doppelbauer Kiel 1910), der ein der ersten Runde überraschend eine Niederlage gegen den Elften der Setzliste einstecken musste, rollte das Feld von hinten auf und drohte, seine Führungsposition letztendlich wieder einzunehmen, sollten wir in einer der nächsten Runden patzen.

Tag drei brachte uns die Schachzwerge Magdeburg (Platz sechs, DWZ: 1948) ans Brett. Gegen die mit Heimvorteil und in grünem Mannschaftskostüm auftretenden Spieler, die sogar ein ca. einen Meter großes Maskottchen als Glücksbringer an die Stirnseite der Bretter setzten, konnte abermals ein Gruppensieg errungen werden: Die Partien endeten im Ergebnis mit 3:1.

Viele mächtige Gegner konnten wir bisher hinter uns lassen, jetzt war die Begeisterung deutlich zu spüren: wir waren eindeutig Titelanwärter! Kann uns überhaupt noch jemand aufhalten?

Langsam wurden die Tage zur Gewohnheit und verliefen nach dem immer gleichen Muster ab: Schlafen, Frühstücken, Spielen, Mittagessen, Vorbereiten, Spielen, Abendessen, Vorbereiten, Schlafen.

Runde sechs loste uns unweigerlich unseren Angstgegner, SK Doppelbauer Kiel 1910, zu: Brett eins war eine harte Nuss - dort lauerte FM Magnus Ermitsch - so dass wir uns eher auf die hinteren Bretter als Türöffner konzentrierten. Angestrebtes Ziel war zumindest ein Remis (2:2). Dieser Wunsch ging letztendlich in Erfüllung. Arne und Coco konnten ihre Partien zu Ende führen, wohingegen Hugo und Stepan sie leider abgeben mussten: Das Mannschaftsremis war erreicht. Somit würde uns in der letzten Runde ein 2:2 reichen, um tatsächlich als Deutscher Vereinsmeister (U16) nach Hause zu fahren!

Im Glückstaumel dieses phänomenalen und sich bereits in Griffweite befindlichen Ereignisses ließen wir das Abendessen in der Jugendherberge ausfallen und gönnten uns stattdessen ein kulinarisch aufwendigeres Dinner beim Italiener um die Ecke, wo wir naturgemäß allesamt bester Stimmung waren. Bei Spaghetti Carbonara, Lasagne, Pizza und Co. genossen wir unsere gemeinsame Zeit und waren bester Dinge, den morgigen Tag als Tabellenerster zu beenden.

So setzten sich unsere Jungs am letzten Tag recht ausgeglichen an die Bretter und empfingen die Auswahl von SV Empor Berlin (Setzlistenplatz sieben: DWZ: 1918); den ersten Dämpfer erhielten wir allerdings an Brett vier, wo unser souveräner und im bisherigen Turnierverlauf immer siegreicher Königsmattsetzer - Coco - eine Figur einstellte und die Partie somit verlor. Einen Hoffnungsschimmer erzielten wir an Brett drei, an dem Hugo nach bangen Minuten des Warten und Hoffens als Sieger vom Brett aufstand. Somit benötigten wir lediglich noch einen Punkt, um unseren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Lt. Hermanns Aussage als Mannschaftsbetreuer und Kenner der Materie sei Stepans Stellung so gut, dass er verhalten optimistisch auf den Ausgang der Partie blicken würde; Arnes Stellung sei allerdings nicht gerade erbaulich, weswegen wir dieses Brett wohl abgeben müssen.

Im weiteren Verlauf ließ Stepan an Brett eins seine Königsstellung aufbrechen, so dass die Dame des Gegners gefährlich nahe am nahezu ungedeckten Monarchen herumtänzeln konnte; umso ärgerlicher war das, weil Stepan einen Freibauer auf der siebten Reihe stehen hatte, der im nächsten Zug unverkrampft in eine Dame umgewandelt hätte werden können.
Es folgten mehrere Schachs, die Stepan durch Zwischenziehen seiner Dame sowie Verstecken des Königs hinter ihr zu verhindern suchte. Nach einigen Schachgeboten gab Stepan die Partie als Remis auf, was die Umherstehenden natürlich in Anbetracht der drohenden Niederlage an Brett 2 als Desaster werteten - zumal, wie es sich zeigte, Stepan doch noch die Möglichkeit gehabt hätte, durch Zurückziehen seines Läufers das Dauerschach zu verhindern und nach Umwandlung seines Bauern die Partie mit hoher Wahrscheinlichkeit siegreich zu beenden.

Nach Arnes Niederlage war es somit amtlich: SK Doppelbauer Kiel 1910 zog um Haaresbreite an uns vorbei und stand somit ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Natürlich muss letztendlich festgehalten werden, dass der Titel "Deutscher Vizemeister" auch eine hervorragende Leistung darstellt, die zu erlangen wir zu Beginn des Turniers nicht erwartet hätten. Ernüchternd war eben die Tatsache, dass wir lange Zeit die Spitze des Feldes markierten und erst im letzten Spiel diese Position abgeben mussten.

Nichtsdestotrotz war die gemeinsame Zeit in Magdeburg durchzogen von Harmonie, Freude und Geselligkeit: Es war eine wahres Glück zu erleben, wie unsere Jungs füreinander da waren und für das Schachspiel brannten. Es war deutlich zu sehen, dass auch sie die Tage in Magdeburg genossen.

Vielen Dank an alle Beteiligten, besonders an unseren Mannschaftsführer und -seelsorger Hermann, der die Spieler durch sein Fachwissen optimal begleitete und auf die Partien vorbereitete. Für Stepan, Arne und Coco ist die Reise unter der Flagge der "U16" dieses Jahr (2024) noch nicht vorbei, nur Hugo muss sich leider in die U18-Liga verabschieden. Vielleicht geht ja heuer noch was Vergleichbares, wenn wir einen potenten Ersatzmann für Hugo finden.

Herzlichen Glückwunch an die deutschen Vize-Meister Hugo Danninger, Corentin Ronsin, Stepan Mohylnyi und Arne Deschler!

http://sjm.schachbezirk-mittelfranken.de/